Gahambars sind jahreszeitliche Feste und zugleich die Hauptfeste der Zarathustrischen Religion. Der Zoroastrismus oder auch Zarathustrismus entstand bis 700 vor unserer Zeitrechnung im heutigen Iran und hat heute ca. 120.000-150.000 Gläubige. In Indien werden die Gläubigen auch Parsen genannt. Die Zarathustrische Religion gehört zu den Schriftreligionen, ihr heiliges Buch ist das Avesta.
Gahambars sind Gemeinschaftsfeste in deren Mittelpunkt Gott (Ahura Mazda) und die Schöpfung stehen. Gefeiert sechs Mal im Jahr, verbinden sie die Gläubigen mit ihren Wurzeln und erinnern diese daran Gutes zu tun.
In ihrer Reihenfolge reflektieren diese Feste zugleich den Weltentstehungsmythos der Zarathustrischen Religion. Nach diesem erschuf Ahura Mazda zunächst das Unsichtbare und Geistige. Dem folgte die Erschaffung des sichtbaren Teils der Welt in der folgenden Reihung:
Diese Schöpfungsphasen oder auch Elemente der Welt stehen im Zentrum der Gahambar-Rituale. Sie werden jeweils fünf Tage lang gefeiert, wobei jede Phase mit einem bestimmten Gahambar verbunden ist. In dem Festkalender der Zoroaster wrid also jedes Jahr auf's Neue die Schöpfung in der folgenden Reihenfolge nachvollzogen.
Neben dem Feiern der Weltentstehung dienen die Feste dazu, die den Gläubigen gebotenen Handlungen bzw. Eigenschaften zu vergegenwärtigen. Diese sind Tugend, Wahrheitsliebe, Ethik (gute Gesinnung), Demut, Herrschaft, Gesundheit und Langlebigkeit. Sie werden als Allegorien angesehen und sollen sich in Wohltätigkeit, Wahrheit, dem Feiern der Gahambars, Einhalten der Totenzeremonien, Ehren Gottes, Einrichten von Armenhäusern und allen Menschen Gutes zu wünschen äußern. Zugleich korrespondieren diese Aspekte mit den guten Geistern (Amshaspands), die aus Ahura Mazda hervorgingen und finden nicht nur während der Gahambars ihren Widerhall, sondern auch im Newroz Fest z.B. durch das Neujahrsspeisetuch Haft Sin, wo jedes Element, das auf das Tuch platziert wird einen dieser Aspekte symbolisiert.
Die fünf Tage dauernden Gahambars gliedern sich in zunächst vier Tagen mit genau festgelegten Zeremonien. Wie ritualisiert der Ablauf ist, zeigt sich weiter unten.
Die Feiern beginnen jeweils mit einer Segnungszeremonie (Afrin) und es werden Gebete zu Ehren der Vorfahren gesprochen.
Der Segnungszeremonie Afrin folgen die Bai-Gebete, in denen die Engel (yaztas) und die Fravashis (unsterbliche Teil des Menschen) geehrt werden. Diesen folgt die Hauptzeremonie Yasna. Den Abschluss bilden die Gebete der Gemeinschaft.
Afrin bezeichnet sowohl die Segnungszeremonie als auch die Rezitation anlässlich dieser Zeremonie. Afrins werden auch zu anderen zarathustrischen Festen rezitiert, Afrin-i Shash Gahambar jedoch nur zu diesen Festen. Teile dieser Segnungszeremonie sind das Rezitieren der Afrinagan des Gahambars, des Afrinagan Dahm, des Afrinagan Sraosha, denen das Afrin Gahambar folgt.
Yasna ist sowohl der Name der liturgischen Texte des Avesta, wie auch der Name der Hauptzeremonie während der Gahambars, in denen die Yasna-Verse rezitiert werden. Die Rezitationen münden und werden begleitet durch das Ritual des Ab-Zohr, eine Wasserzeremonie.
Ab-Zohr ist der Beginn und der Höhepunkt der Hauptzeremonie Yasna und einer der zentralen Punkte der Feierlichkeiten. Ab-Zohr bedeutet "Darbieten des Wassers" (auch ape zaothra, u.a. erwähnt in Yasna 61.1. Bei den indischen Parsen wird auch die Bezeichnung dzor-melavi verwendet, was soviel wie "Einführen (oder auch Einfließen lassen der Kraft" bedeutet.
Wie in anderen Religionen auch, in denen Wasser eine rituelle Bedeutung hat, wird im Zoroastrismus das Wasser sozusagen "geheiligt". Während eines Gahambars eschieht dies sowohl vor als auch während des Yasna durch genau festgelegte Riten, die durch einen "Hilfspriester" ausgeübt werden und nur in der Zeit zwischen Sonnenaufgang und Mittag durchgeführt werden dürfen.
Entsprechend richtet sich die Tageszeit des gesamten Gahambar nach diesem Ritus.
Es werden zwei verschiedene Arten dieses heiligen Wassers (parahaoma.) erstellt; das erste bereits vor Beginn der Yasna Zeremonie.
Nachdem das verwendete Wasser durch den Priester geweiht wurde werden drei Zweige der Haoma Pflanze sowie Zweige und Blätter des Granatapfels (Punica granatum) verwendet, die ebenfalls geweiht, danach zerstoßen und in das Wasser gelegt werden. Dies geschieht jeweils während der Rezitation festgelegter Yasna-Verse.
Das zweite Parahaoma enthält neben den oben angegebenen Bestandteilen außerdem noch die Milch einer Kuh (in Indien einer Ziege) und die Zweige und Blätter sind sehr viel kleiner zerstampft. Es wird für den abschließenden Teil der Yasna Zeremonie benötigt und wird während der Rezitation Yasna-Verse 22 bis 28 gewonnen.
Die verwendeten Zweige und Blätter werden zerstoßen, bleiben während der Rezitation der Verse 28-30 unberührt, werden während der Rezitation der Verse 31-34 ein letztes Mal zerkleinert, in das gleiche Behältnis gegeben in welchem sich der erste heilige Trank befand und zusammen mit weiteren Zweigen und Blättern der Pflanzen neben ein Feuer platziert.
Zu Beginn des 62. Yasna werden die Zweige und Blätter durch den zweiten Priester dem Feuer übergeben. Die Mixtur wird gleichmäßig auf drei Behältnisse aufgeteilt. Mit Beginn der Rezitation von Yasna 72 wird ein Teil des heiligen Tranks an einem Brunnen oder einer Quelle geopfert. Der restliche Teil wird den Anwesenden angeboten.
Parahoama symbolisiert durch die verwendete Milch die Tierwelt, durch den Saft der Zwege und Blätter die Pfllanzenwelt, kombiniert mit den kräftigenden und heilenden Eigenschaften, die der Haoma Pflanze zugesprochen werden.
Nach Abschluss der Yasna Zeremonie werden Gebete gesprochen, in denen jeweils das Thema des gerade gefeierten Gahambar im Zentrum steht.
Ein Gahambar endet am fünften Tag immer mit einem gemeinsamen Fest
Hinweis: Einzelne Yasna-Verse können Sie auf YouTube hören. Geben Sie dafür in das dortige Suchfeld den Begriff "Yasna" ein
Haoma bezeichnet in der Zarathustrischen Religion sowohl eine bestimmte Pflanze oder Pflanzengattung als auch den Gott oder den göttlichen Aspekt, der in dieser Pflanze lebt.
Die Angaben darüber, welche Pflanze als Haoma bezeichnet wird variieren. Nach Dieter Taillieu, Haoma Plant, handelt es sich je nach Ort und Zeit entweder um
Die Sarcotemma Art Asclepias acida gilt nach Ansicht mancher Wissenschaftler auch als Grundlage für Soma, dem berauschenden Trank der Götter, von dem der Rig Veda wie folgt berichtet:
"Wir haben das Soma getrunken; wir sind unsterblich geworden, wir haben das Licht gesehen; wir haben die Götter gefunden." (Rig Veda VIII,48:)
und
"Deine Säfte, o gereinigtes Soma, alles durchdringend, schnell wie Gedanken, bewegen sich von alleine wie die Nachkommen rasch dahineilender Stuten. Die himmlischen, geflügelten süßen Säfte, Erreger großer Heiterkeit, erstrahlen im Gefäß" (Rig Veda IX:)
Es ist jedoch nicht auszuschließen, dass es sich bei Soma lediglich um einen Oberbegriff für verschiedene Pflanzen gleicher Wirkung handelt. Auch die halluzinogene Wirkung von Soma, wie dem zarathustrischen Haoma wird heute nicht mehr von allen Forschern unterstützt. Möglicherweise ging es weniger um eine halluzinogene, denn um eine wach haltende also anregende Wirkung.
Ephedra Pflanzen enthalten den Herkrauslauf anregende Stoffe, das bekannteste ist Ephedrin, das bei Überdosierung Schlaflosigkeit aber auch Halluzinationen hervorrufen kann und leistungssteigernd wirkt. Die chinesische Bezeichnung ist Ma-Huang. In China wird Ephedra - natürlich in geringen Dosen - zur Beseitigung von Atemschwierigkeiten. Ein Aufguss aus Blättern dieser Pflanze früher auch bei den Mormonen als Tee getrunken.
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